Reiseberichte
Besuch des deutschen Dienstes von RFI, Paris, Karfreitag 1996
Besuch bei Radio France Internationale
Mittwoch vor Ostern. Meine Freundin Anke und ich wollen über
Ostern ein paar schöne Tage an der Loire verbringen und dort mit
unseren Fahrrädern einige der über vierhundert Schlösser
besichtigen. Wir kommen dabei mit dem Auto durch Paris. Was also
liegt näher, als diese Gelegenheit zu nutzen und Radio France
Internationale zu besichtigen?
Bereits vor mehreren Wochen hatte ich ein Fax an RFI abgeschickt, um meinen Besuch anzumelden und auch abzuklären, ob am in Betracht kommenden Besuchstag, dem Karfreitag, der in Frankreich allerdings kein gesetzlicher Feiertag ist, im Funkhaus überhaupt jemand von der deutschen Redaktion anzutreffen ist. Da ich bis gestern immer noch keine Antwort erhalten hatte - möglicherweise lag es an einer nicht mehr ganz aktuellen Fax-Nr. - schickte ich noch einmal eine Erinnerung ab. Diesmal mit Erfolg. Es erreicht mich ein Anruf von RFI, bei dem mir der sehr gut deutsch sprechende französische Redakteur Ort und Zeit des "Rendezvous" mitteilt.
Gründonnerstag. Wir starten in Gelsenkirchen um kurz vor Neun und erreichen Paris am frühen Nachmittag. Am Montmartre parken wir das Auto (Höchstparkdauer 2 Stunden), laden die Fahrräder ab und suchen per Rad nach einer Unterkunft, was - in Anbetracht des nahenden Osterfestes - schon nicht mehr ganz einfach ist. Die einigermaßen preiswerten Hotels (unter 250 FF, ca. 75 DM, ist ein Zimmer mit Übernachtung und Frühstück für zwei Personen sowieso kaum zu haben) sind fast alle schon besetzt. Wir finden dann schließlich ein Hotel in der Nähe des Gare du Nord (Nordbahnhof), Hotel Milan, Rue de St. Quentin. Ein kleines Zimmer mit kleinem Bad und Blick auf den sehr kleinen Hof, der zwar momentan - es wird gerade renoviert - eine Schutthalde enthält, aber dafür nächtens himmlisch ruhig ist, für 295 FF, ca. 90 DM. Aufgrund des ortsüblichen Mangels an kostenlosen Abstellplätzen für PKW parken wir den Fiesta für zwei Tage in der nur wenige hundert Meter entfernten Tiefgarage am Gare du Nord, ein teurer Sport: 25 Mark pro Tag! Immerhin wird der Parkplatz ständig bewacht und nachts (zwischen 23.00 und 5.00 Uhr) abgeschlossen, sehr beruhigend.
Nachdem wir etwas gegessen haben, startet das Kamerateam Thomas &
Anke zu einer nächtlichen Photosafari per Rad durch Paris. Der
eine transportiert das voluminöse Stativ auf dem dazu wie
geschaffenen Gepäckträger, die andere die übrige
Kameraausrüstung. Die Fahrräder erweisen sich für
unsere Zwecke als ideal: Während einerseits der Verkehr auf den
Straßen nur noch sehr schwach ist und damit die Gefährung
durch die Autos ebenso - Radwege sind in Paris weitgehend unbekannt,
muß man andererseits nicht bei jedem Halt einen Parkplatz
suchen (Auto) und läuft sich auf dem Pflaster auch nicht die
Füße platt (Fußgänger), was gerade in Paris
sehr leicht passieren kann. Zudem sind nächtens ohne Probleme
auch ansonsten eher Fußgängern vorbehaltene Flächen
(wie z.B. am Louvre) mit dem Rad befahrbar. Wie sich hinterher
herausstellen sollte, hat sich der Aufwand gelohnt.
Das Wetter am Karfreitag bot dem Photographen eher schlechte
Bedingungen, der Himmel bedeckt, die Luft sehr stark trüb. So
war auch die Fernsicht vom Dach des Kaufhauses "Printemps"
(Frühling) eher bescheiden. Um 17.45 Uhr dann sind wir in den
Redaktionsräumen des deutschen Dienstes, an der Avenue du
Président Kennedy, unweit der französischen
Freiheitsstatue inmitten der Seine. Das Funkhaus ist ein gewaltiger
Klotz, der nicht nur RFI, sondern auch zahlreiche andere
Funkanstalten (u.a. auch den nationalen Dienst) beherbergt. RFI
selbst gleicht zur Zeit in gewisser Weise einem Wanderzirkus, da
augenblicklich Umbaumaßnahmen stattfinden, die manchen Umzug
bedingen. So ist das derzeit von der deutschen Redaktion genutzte
Studio auch nur ein Provisorium und entspricht nicht mehr ganz dem
Stand der Technik, was sich aber bald ändern wird. Von der
Redaktion geht es dann wenige Minuten später zum Studio, das
dann mit zwei Sprechern (u.a. Ulrike Sachweh - siehe Bild unten, die - wie ich -
ebenfalls aus Oberhausen stammt) und zwei Technikern besetzt ist.
Ab 18.00 Uhr Ortszeit sind die Sprecher live auf Sendung für den
UKW-Sender in Berlin. Etwas kurios mutet es da an, daß - auch
in diese Sendung - ein Telephongespräch ausgerechnet mit Berlin
eingeblendet wird, dessen Leitung (oh Deutsche Telekom!) nur als
"unter aller Kanone" bezeichnet werden kann. Eine Stunde
später wird die dann aufgezeichnete Sendung über die Kurz-
und Mittelwellensender ausgestrahlt. Finden in der Zwischenzeit
grundlegende Änderungen der Nachrichtensituation statt, so wird
die zweite Sendung entsprechend aktualisiert. Nach meinem Eindruck
arbeitet das RFI-Team sehr effizient und ist gut eingespielt. Das
Programm ist so interessant, daß auch Anke sich während
der Sendung nicht gelangweilt hat - und die ist sonst eher
fernsehsüchtig als eine ständige Kurzwellenhörerin.